2023

Spinnenjagd um 4:00 früh




Neben den Haustieren, die wir alle schätzen, und die meist nicht mehr als 4 Beine haben, gibt es auch solche, die wir
eher unfreiwillig beherbergen.
Besonders unangenehm ist ist, wenn man Zeuge wird, wie ein solches Wesen sich anschickt, zum Haustier zu werden.

So, wie es mir gestern nach laaangem und anstrengendem Tag um ca. 4:00 nachts geschah.
Da war ich auf dem Wege ins Badezimmer, und wie ich in selbigem das Licht anknipse, da sehe ich einen kleinen
dunklen Flecken, der sich vom Fenster aus die Wand hinaufbewegt.

"nun", denke ich, das ist sicher eine dieser kleinen Spinnen, die ich im Sommer immer mal von der Fensterbank entferne
und hinauskicke... aber gegen die ich eigentlich wenig habe, halten sie doch die Mücken fern.

Aber dann setze ich die Brille auf -  und - Au wei, es ist keine dieser kleinen, mehr oder weniger geduldeten Hausgäste.

Der kleine Fleck, das war allein der Körper!    
Rundherum erstrecken sich ellenlange Beine, auf denen das Vieh die Wand im gemächlichem Wiegeschritt gar nicht
so langsam erkundet.
Die Gesamtgröße ist weit über Single-Schallplatte, geht eher in Richtung Essteller!

"Scheisse", denke ich,  - muss das jetzt sein?
4.00 früh!  Schlechte Zeit für Staubsauger.
Auch, gehört sich das eigentlich nicht, so wegen Karma und so.

Kurz hoffe ich, dass das Tier sich zur 3-Meter Decke bewegt und dort einfach unerreichbar sitzen bleibt, und nicht
mehr stört, und sich irgendwann wieder hinausbewegt...
Aber, nein, tatsächlich bewegt es sich nun nach unten!
Direkt zum Waschbecken, wo ich mir doch gerade die Zähne putzen wollte.


"Mist"!
Totschlagen ist keine Option...  Karma und so..
Und die Flecken. Und die Sauerei..
igittt.

"Hinausbefördern!"
Es gibt Dinge, die müssen einfach sein.
Auch um um 4:00 Uhr früh.
Aber wie?

Und nun folgt ein hübscher Kurzfilm, der den Zuschauer sicherlich amüsiert hätte. 

Es gibt kein Glas in dieser Größe
Da ist eine weiße Schüssel...
aber -  sie ist... weiß.
Und man will schon sehen, was man gefangen hat. Kontrolle behalten!!
Auch gibt es keine Postkarte in diese Größe.
 
Ich laufe schnell in die Küche und sehe mich um?
Etwas großes? Durchsichtiges?
Dann finde ich auf dem Boden einen leere Plastikschale vom Suppengrün, die ich eigentlich wegschmeissen wollte
Zum Glück ist sie noch da!
Die hat die richtige Größe und ist durchsichtig!

Schnell wieder ins Bad
- zur Hilfä!!
Das Tier hat sich erstaunlich behende nach unten bewegt.
Direkt neben dem Zahnputzregal an der Wand.
Aber, in Fanghöhe!

Keine Zeit verlieren - wer weiß, wo es noch hinrennt!
Die Suppengrünschale wird todesmutig übergestülpt!

So, und da steh ich nun... presse mit der einen Hand die wabbelige Plastikschale gegen die Wand, worunter sich das
Tier befindet und gerade seine Beine sortiert, die etwas zu groß sind für die Schale.

So, nun schnell einen Pappdeckel drunter!

äh... 

mhm... 


Mist..  ich versuche eine Pappschachtel vom Regal zu angeln, einhändig.
Vielleicht kann man damit was machen.... aber,  rumms, sie glitscht aus der Hand und fällt runter.
Aufheben geht nicht, ohne den Druck auf das Spinnengefäß gefährlich zu reduzieren.
Da reicht meine Spannweite nicht.


Dann fällt mein Blick über den Rest einer Hirschgulasch-Fertiggericht-Verpackung, so eine Pappbanderole,
Sollte eigentlich auch schon längst in den Müll. Liegt aber nun in Greifweite.
Nun rettet sie mich...
Ich angele sie mir einhändig herbei - derweil die andere Hand das Spinnengefäß gegen die Wand presst.

Dann drücke ich - einhändig - die Pappe platt und schiebe sie dann unter die Spinnenschale an der Wand - 
und, beobachte, wie das Tier reagiert.

Ja, es ist ein Tier. Nicht nur ein dunkler Fleck.
In diesen Minuten gibt es nur uns beide auf der Welt.
 ("Spider and I")

Und sie mag die Pappe nicht! Beginnt sofort wieder Richtung Rauhfaser zu wandern.
Denn die Pappe ist zu klein, um das gesamte Gefäß abzudecken!
Die Spinne bewegt sich also in dem Gefäß immer dorthin, wo die Pappe NICHT ist.
Und ich manövriere Schale und Pappe so hinter der Spinne her dass ihr keine Wahl bleibt, als auf den Pappdeckel zu klettern -
umd dann aber sofort wieder den Weg in die Gegenrichtung anzutreten... runter von der Pappe...
Und ich.. dann schiebe dann wieder Schale und Pappe hinterher..
So geht das eine Weile.

Einige Minuten lang spielen die Spinne und ich  "Fang mich" an der Wand!
Immer marschiert sie Richtung Rauhfaser, derweil ich ständig die Pappe und die Plastikschale hinter herschiebe, um sie da
wieder drauf zu bekommen.

So kann das nicht ewig weitergehen!
ich brauche etwas, das groß genug ist, um das Gefäß zu verschließen!
Damit ich es von der Wand bekomme!

Und etwas, das ich mit einer Hand erreichen kann!
(Das Bo ist auch keine Hilfe, es hat sich sofort verkrochen!)

Eine Weile stehe ich wirklich ziemlich dumm herum, schaue mich, die eine Hand fest an die Wand gepresst, im Badezimmer um -
ist da nicht irgendwo eine Pappe, ein Brett..  irgendwas,was groß genug ist...?
Und dann...  gesegnet sei meine Plastikbox auf der Fensterbank, die gerade als Kühlschrank dient.
Sie hat einen Deckel! Und ist in Greifnähe!
Da befindet sich zwar gerade Gemüse drauf, aber es gelingt mir, mit der linken Hand den Deckel von der Box zu lösen,
darauf befindliches Gemüse geschickt in die dann darunter offene Box fallen zu lassen und mir den Deckel herbei zu angeln
- alles, derweil die rechte Hand nach wie vor das Spinnengefäß gegen die Wand drückt... während ich immer mal ängstlich
hinschiele, ob noch alles unter Kontrolle ist.


Puh!
Der Der Deckel liegt nun vor mir im Waschbecken.
Der Rest ist dann ein Kinderspiel... also fast.
Die Spinne wird nun noch einmal mittels der Gulaschpappe in die eine Ecke der Plastikschale getrieben, dann nehme ich
Schale und Karton gegeneinandergedrückt schnell von der Wand und drücke sie sofort auf den Deckel - bevor sie bemerkt,
was geschieht.

Die Spinne ist noch drin... und sie wundert sich etwas.
Ich ziehe nun den Gulaschkarton heraus... und lege oben einen Schwamm zur Beschwerung auf die sehr dünnwandige und
wabbelige Gemüseschale.
Dann kann ich in Ruhe die Fensterbank abräumen, und das Fenster öffnen... und dann - endlich!  - das Tier zurück in sein Habitat  -
das es auch bleiben sollte! - befördern! 

Das Fenster wird danach geschlossen.




Bildmaterial zur Veranschaulichung
(leider erst hinterher erstellt, von dem Tier gibt es kein Foto)










Wahrscheinlich war das sowas:
https://www.lexikon-der-schaedlinge.de/grosse-zitterspinne/

(die ganze Aktion hat, ca,. 40 Minuten gedauert, so dass ich dann endlich gegen 4:45 ins Bett komme)












------------------------------------
Dr. Z. 2023
first published on Davidbowie.de, 2023
-- Back to Z_Journal