2015
"China Doll" mit Al Pacino in New York (12. Dezember 2015)



Zurück nach New York. Da wir ja nicht jeden Abend Herrn Bowie bzw. sein Stück im NYTW besuchen konnten, verbrachten wir einen der verbliebenen freien Abende im berühmten New Yorker Theaterbezirk rund um den Times-Square.
Wir besuchten das "Gerald Schoenfeld-Theater"...


[Im Hintergrund sehen wir das "Booth"-Theater, in dem einst Bowie den Elephantman spielte.]

...welches im Foyer mit einer zweifelhaften Empfehlung aufwartet:


...was zum Teuf*l tut George Soros in dieser Galerie? * Mad
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* [Da daneben Al Pacino in seinem aktuellen Bühnenoufit und unter seinem Rollennamen eingereiht ist, gemeinsam mit Leuten wie Carnegie, Astor, Hearst u.a., nehmen wir an, es ist ein satirischer Hinweis auf die Postition der Hauptperson des Stückes, "Mickey Ross"]



Nun, schnell hinein! smile
Was wurde gegeben?



"China Doll"... aha.

Nein, ich glaube nicht, dass das Stück aufgrund der Namensähnlichkeit mit einem bekannten Bowiesong gewählt wurde..
Ich jedenfalls sagte nur "Ja", als man mich fragte, ob ich mitkommen wolle, "Al Pacino gucken".
Yo, den mag ich schon ganz gern.
Also, welch glückliche Fügung des Schicksals.... etc...
Tickets bestellt und letzten Samstag (12.12.) hingegangan... (was uns dann den Besuch des 9/11-Memorial-Museums und den Skyline-Blick von der Staten-Island-Fähre verhagelt hatl).
Muss man halt Prioritäten setzen.

Nun also "China Doll".
Ehrlich gesagt, ich habe kaum verstanden, worum es geht. Bemerkte erst, als wir auf den Sitzen saßen, beim Studium des Programmheftes, dass nur sage und schreibe 2 (in Worten: "ZWEI") Rollen zu besetzen waren.
Feixten wir zuvor noch, dass das Stück "...wahrscheinlich als Pacino-Stück verkauft wird, obwohl er sicher im ersten Akt nur mal über die Bühne latscht"... so sah man nun, dass das ganze Stück für ihn geschrieben worden ist - von Schreiberlegende David Mamet.
Eigentlich eine Empfehlung, so denkt man. Zwei Legenden am Broadway...
Nun, denn. Machen wir es nicht so spannend.

Ein- bis zwei- Personen Stücke - müssen nicht - aber können bisweilen problematisch sein, zumal wenn sie mit nur einem Bühnenbild und eigentlich keinen wechselndem Accessoires auskommen und weitgehend auf gesprochenem Wort beruhen.
(ok, ok, das Verlesen des New Yorker Telefonbuches durch Herrn Bowie läuft außer Konkurrenz).

Das Stück besteht im Wesentlichen aus einem in Telefonaten monologisierenden Al Pacino, der einen reichen Geschäftsmann spielt, welcher Probleme mit a.) einem Flugzeug b.) Der Steuerfahndung c.) seiner jugendlichen Verlobten
- hat.
Aber, soweit ich erkannte, nicht mit einer "China Doll". Confused
Wie das Stück zum Namen kam, bleibt eines seiner Geheimnisse.
Christopher Denham gibt den Famulus und verpasst dem Stück eine durchaus unvorhergesehene, dramatische Wendung, ohne die der Zuschauer sonst womöglich das Ende verschlafen hätte....
Har intrigant

Nein, Herr Pacino und sein jugendlicherer Mitstreiter haben sich wacker durch das Script geschlagen.
Trotzdem hab ich's nicht so recht kapiert (lag's vor allem an der Sprache?)
d.h. ich hab den Verdacht, dass ich in etwa kapiert habe, worum es ging....
Könnte jetzt spoilen, aber lass es sein. Razz

Das Stück ließ uns also etwas verwirrt zurück. Man ist geneigt, die schauspielerische und textlernerische Leistung der Schauspieler zu honorieren, aber es blieb bei mir ein großes Fragezeichen, bzw. die Gewissheit, dass ich etwas ganz Gravierendes, Wichtiges verpasst/nicht verstanden haben müsse...

Aber, manchmal ist da vielleicht auch gar nichts, wo man etwas vermutet, nur weil einem Gründe einfallen, warum man selbst es nicht bemerkt/kapiert hat...? Razz


Langer Rede kurzer Sinn:
Die Kritiken zu "China Doll" sind weitgehend verheerend! lach
"Time Out" gab einen Stern.
Es scheint, auch den eingeborenen Native Kritikern hat sich nicht viel mehr im Stück erschlossen als meinereiner.
Wie? Die von mir verpasst geglaubten tieferen Hintergründe gab es also gar nicht?
- und, schlimmer noch: Das, was sich erschließt, ist eher belanglos und könnte allenfalls als nette Komödie durchgehen.
(aber dazu müsste es witziger sein)

Dennoch war der Saal knackvoll und der Applaus kräftig.
(Das Bo brüllte: "Sind Al Pacino-Fans anwesend?"
Und alle schrien "Jaaa!" )

Razz

Seien wir fair: Es sind nicht alle Kritiken mies, aber viele.
Und die hier ist besonders knusprig:
http://observer.com/2015/12/david-mamets-china-doll-is-the-worst-play-since-moose-murders/
...was mich dazu bewog einmal den Begriff "Moose Murders" nachzuschlagen
Macht das auch mal. lach
(z.b. hier)

Armer Al Pacino. Hoffen wir, dass er bald wieder einen guten Film machen kann.
(glaub da ist gerade was in der Mache).

Hinweis:
Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir mitnichten immer das Urteil der professionellen Kritiker ungeprüft übernehmen. Denn Professionalität schützt vor Dummheit nicht. Bisweilen liegen sie nämlich arg daneben (z.b. die Village-Voice-Trulla bezüglich "Lazarus" Twisted Evil), weshalb wir im Dictionary den schönen Begriff "Muckraker" nachschlugen.... (der aber, wie ich nun zu Haus feststellte, auch nicht recht zutrifft).


Drinnen war Fotogafieren verboten , deshalb nur dieses Bild kurz bevor der Vorhang sich öffnete:

Ein schönes, altes Theater! (*1917)

- Bild entstanden kurz bevor die eine Platzanweiserhexe die Leute aufforderte ihre Handys stillzulegen -
(später erwies das Personal sich allerdings als sehr nett und hilfsbereit! wink)



Draußen dann:

Sehr gut allerdings war, dass im Anschluss an das Stück der Herr Pacino aus dem zum Bürgersteig hin befindlichen Bühnenausgang herauskommen und mit den Fans auf Tuchfühlung gehen würde. Das wussten wir bereits von einer Bowistin, die wir auf der Bo-Party getroffen hatten. Leider waren wir trotzdem etwas zu spät dran. Da drängte sich das Volk bereits.
Aber dann kam der Herr Pacino in seinem aktuellen "Scruffy"-Look heraus und gab sich bürgernah, schrieb Autogramme und posierte für Selfies -
- nicht für uns leider, da wir zu weit hinten standen.
(Note to Self: Nächstes Mal auf zweiten Akt verzichten und Platz am Ausgang sichern Razz )





Der Herr mit dem Stirnband ist's!
(Die tragen jetzt alle solche Brillen)









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Dr. Z. 2015
first published on Davidbowie.de, 2015
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